Meine Entwicklung

Marina spielt im Sitzen

Bis zu meinen Operationen und dem ersten Hören stellte sich heraus, dass meine motorische und geistige Entwicklung verzögert ist. Also gingen wir zweimal wöchentlich zur Krankengymnastik und zur Ergotherapie. Ich wurde mehrere Male eingerenkt und damit sich ein Erfolg einstellen konnte, haben wir die erlernten Übungen auch täglich zu Hause gemacht. Mit Hilfe der Krankengymnastik haben wir es geschafft, dass ich mit 1,5 Jahren frei sitzen konnte. An Krabbeln oder "robben" oder dem selbstständigen aufrichten aus dem Liegen in den Sitz war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht zu denken. 

 

 

Marina an der Strandpromenade

Heute kann ich wenige Schritte alleine gehen und mich selbstständig in einer gewohnten Umgebung bewegen.

Mir fällt das "begreifen" auch von einfachen alltäglichen Situationen sehr schwer und es ist sehr mühsam für mich, neue Dinge zu erlernen. Ganz selten funktioniert das Essen mit der Gabel.

Dabei müssen meine Eltern alles für mich erst aufpieksen und mir dann die Gabel in die Hand geben. Mit Löffel oder Tasse weiß ich aber nicht umzugehen.

Handelsübliches Spielzeug kann ich meist nicht bedienen, da die Knöpfe viel zu klein sind. Aber auch Bausteine oder Duplo-Steine kann ich nicht stapeln, dafür fehlen mir viele motorische Fähigkeiten.
  

Das Orientieren in neuen Räumlichkeiten fällt mir bis heute sehr schwer. Ich bin weitsichtig und besitze mit hoher Wahrscheinlichkeit kein 3D-Sehvermögen. Ich kann daher Entfernungen oder Höhenunterschiede nicht erkennen. In neuen Räumlichkeiten und ungewohnten Umgebungen können Farbunterschiede im Boden für mich ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Oftmals überwinde ich Absätze wie zum Beispiel an Aufzugstüren auf allen Vieren, weil ich nicht einschätzen kann, ob es einen Höhenunterschied gibt. Schwer zu erkennende Bodenwellen sind für mich Stolpersteine und mir fällt es sehr schwer, nach nahen Gegenständen zu greifen. Jeder Gegenstand ist anders und muss erst eingeübt werden.

  

Ich habe einige technische Hilfsmittel bekommen, so dass ich elektronische Geräte ein- und ausschalten kann ohne kleine Knöpfe drücken zu müssen. Zu den Hilfsmitteln gehören unter anderem große Taster, Funkverbindungen und ein PowerLink. Mit Hilfe eines großen Tasters und dem PowerLink bin ich in der Lage zum Beispiel eine Lampe ein- und auszuschalten. Ich kann den Mixer steuern und so meinen Eltern beim Waffelteig rühren helfen. So kann ich selbst bestimmen. Das ist sehr wichtig für mich, damit ich lerne Entscheidungen zu treffen.

 

 

 

Marinas Talker mit Bildtafel

Seit ich 2,5 Jahre alt bin gehe ich in einen Integrativkindergarten. Viele meiner notwendigen Therapien werden dort in den Kindergartenalltag so integriert, dass ich spielerisch therapiert werde. Auch im Kindergarten kommen meine Hilfsmittel zum Einsatz. So habe ich zum Beispiel einen Talker den mir meine Eltern und meine Kindergartenfreunde besprechen. Nach dem Wochenende oder am Ende der Woche kann ich so auf Knopfdruck erzählen, was ich erlebt habe. So wachsen langsam meine Möglichkeiten etwas zu „erzählen“.

 

 

 

Heute kenne ich meinen Gruppenraum und weiß wo ich mein Lieblingsspielzeug finde. Am Liebsten bin ich in der Turnhalle auf dem Trampolin oder draußen auf der Nestschaukel. Oft schaue ich aber auch einfach nur den anderen Kindern beim Spielen zu. So kann ich mir das ein oder andere abschauen und vielleicht auch irgendwann einmal nachmachen.  

 

Marina bei der Reittherapie

Mit zwei Jahren habe ich mit therapeutischem Reiten und therapeutischem Schwimmen begonnen. Anfänglich musste meine Mama mich noch aus dem Auto bis zum Pferd tragen, weil ich selbst nicht mal stehen konnte. Aber nach einiger (langer) Zeit, konnte ich an der Hand geleitet meine ersten Schritte machen. Durch das Reiten wird mein Gleichgewicht trainiert. So konnte ich stehen und meine ersten Schritte machen ohne dass ich von alleine aufstehen konnte. Das Reiten macht mir großen Spaß. Am liebsten reite ich durch den Wald am Bach entlang. Da gibt es nämlich jede Menge zu hören und zu schauen.

 

 

 

 

Marina bei der Schwimmtherapie

Auch wenn ich im Schwimmbad leider nichts hören kann, weil die Geräte nicht wasserdicht sind, habe ich trotzdem jede Menge Spaß. Am liebsten bin ich im Strudel. Ich brauche nicht zu hören und nicht zu sehen, dass der Sprudel angeht, ich spüre es und dann habe ich meist keine Lust mehr, bei meinen Übungen mit zu machen.

 

Ich fühle mich im Wasser wohl

– vielleicht, weil ich Marina heiße –

 

 

Ich möchte gerne noch viele weitere Fortschritte machen. Es ist wichtig für mich meine Umwelt besser wahrnehmen zu können. Jeder noch so kleine Fortschritt bedeutet für mich einen Schritt mehr in Richtung Selbstständigkeit. Und vielleicht kann ich irgendwann einmal selbstständig Essen und Trinken oder meinem Umfeld meine Bedürfnisse mitteilen, sei es verbal oder mit Hilfe von technischen Hilfsmitteln.